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Mach mal langsam!

Fernbedienung
Datum:
Veröffentlicht: 23.6.20
Von:
Philipp Fischer

Impuls von Pastoralreferent Philipp A. Fischer

Ja, ich bin viel zu oft ungeduldig. In Zeiten wie diesen wünsche ich mir oft, dass alles viel schneller geht: bis ich an der Supermarktkasse dran oder wieder gesund bin, bis ich mich das nächste Mal mit Familie oder Freunden treffen oder mit den Kameraden Sport oder Musik machen kann, dass die lange Sitzung, anstrengende Prüfung oder das schwierige Gespräch schon vorbei wäre, bis sich die gesundheitliche und meine finanzielle Situation bessert. Wie schön wäre es, das Langweilige, Leidige, Komplizierte, Kraftraubende einfach zu überspringen, weiterzuspulen? Genau zu den Momenten, die schön und glücklich sind.
Ja, das wäre schön.

In Zeiten wie diesen hilft mir eine Geschichte von Heinrich Spoerl (1887-1955):

„Es war einmal ein junger Bauer, der wollte seine Liebste treffen. Er war ein ungeduldiger Geselle und viel zu früh gekommen. Und verstand sich schlecht aufs' Warten. Er sah nicht den Sonnenschein, nicht den Frühling und die Pracht der Blumen.
Ungeduldig warf er sich unter einen Baum und haderte mit sich und der Welt.
Da stand plötzlich ein graues Männlein vor ihm und sagte: Ich weiß, wo dich der Schuh drückt. Nimm diesen Knopf und nähe ihn an dein Wams. Und wenn du auf etwas wartest und dir die Zeit zu langsam geht, dann brauchst du nur den Knopf nach rechts zu drehen, und du springst über die Zeit hinweg bis dahin, wo du willst.
Er nahm den Zauberknopf und drehte: und schon stand die Liebste vor ihm und lachte ihn an. Er drehte abermals: Und saß mit ihr beim Hochzeitsschmaus. Da sah er seiner jungen Frau in die Augen: Wenn wir doch schon allein wären...Wenn unser neues Haus fertig wäre...Und er drehte immer wieder. Jetzt fehlen uns noch die Kinder und drehte schnell an dem Knopf. Dann kam ihm neues in den Sinn und konnte es nicht erwarten.
Und drehte, drehte, daß das Leben an ihm vorbeisprang, und ehe er sich's versah, war er ein alter Mann und lag auf dem Sterbebett. Und merkte, daß er schlecht gewirtschaftet hatte. Nun, da sein Leben verrauscht war, erkannte er, daß auch das Warten des Lebens wert ist. Und er wünschte sich die Zeit zurück.“

Eine Idee, die Adam Sandler 2006 in seiner Tragikomödie „Klick“ verfilmte:
Der Protagonist, Architekt Michael Newman, ist von Arbeit, Familie und Leben gestresst. Durch einen zwielichtigen Tüftler kommt er an eine magische Fernbedienung, mit der er Fernseher, Stereoanlage und sein ganzes Leben steuern kann. Ein Klick – und Michael spult je nach Gusto vor, zurück oder pausiert! Zu viel soll nicht verraten werden. Nur so viel: Schnell merkt er, wie nicht mehr er sein Leben in der Hand hat, sondern das Gerät. Und genauso schnell wünscht sich Michael sein altes Leben zurück – mit allen guten und schlechten Seiten und Zeiten.

In Zeiten wie diesen, in Zeiten voller Ungeduld, hilft mir das Wissen, dass ich nicht alles selbst in der Hand habe und ein kurzes Gebet. Schon das zu sprechen, lässt mich unglaublich runterfahren:

„Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“