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Wochenimpuls: Klein und oho – das Wörtchen ABER

Der Abergeist ...
Datum:
Veröffentlicht: 27.4.21
Von:
Christine Goltz
das Essen war lecker, ABER….“ „unser Urlaub war wunderbar, ABER…“ „wir haben im Team sehr gut zusammengearbeitet, ABER….“ „es geht mir richtig gut, ABER….“

das Essen war lecker, ABER….“

„unser Urlaub war wunderbar, ABER…“

„wir haben im Team sehr gut zusammengearbeitet, ABER….“

„es geht mir richtig gut, ABER….“

Lieber Leser und liebe Leserin, haben Sie schon mal aufmerksam beobachtet wie oft am Tag in Gesprächen oder Texten das Wörtchen ABER verwendet wird? Sind Sie aufmerksam mit ihrem eigenen Sprechen und nehmen wahr, wie oft dieses kleines ABER in ihren Sätzen fällt? Was hat es auf sich mit diesem kleinen Vierbuchstabigen, das zwar klein und unscheinbar daher kommt, es aber faustdick hinter den Ohren hat was seine Wirkung angeht?

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Bibelübersetzung des Neuen Testamentes von dem Bibelwissenschaftler Fridolin Stier (1902- 1981). Wir alle kennen die Erzählungen in den vier Evangelien, wo die Heilung von Kranken und Besessenen und der Sieg über Dämonen beschrieben werden. Das in den griechischen Texten verwendete Wort δαίμονας – Dämon, böser Geist - übersetzt Fridolin Stier mit dem für uns nicht gebräuchlichen Wort „ABERgeist“. Dieses Wort zeigt doch sehr deutlich, dass in diesem kleinen Wort einiges drinsteckt.

Ein ABER kann verwendet werden, um einen Gegensatz zu verdeutlichen. Es kann ausdrücken, dass Erwartungen nicht erfüllt und enttäuscht wurden. Und insbesondere kann durch ein ABER ein Vorbehalt und eine Einschränkung verdeutlicht werden.

Wieso beschneiden wir die Fülle, die Zufriedenheit und auch unser Miteinander durch so ein ABER? Ist nicht wirklich etwas dran, dass dieses kleine ABER im wahrsten Sinne des Wortes ein kleines Teufelchen ist, weil es das unvoreingenommene Miteinander stört, Unzufriedenheit stiftet. Ja vielleicht sogar das soziale Miteinander vergiftet?

Auf jeden Fall hat dieses kleine ABER eine große Wirkung. Nun ja, vielleicht nicht immer eine Große Wirkung, auf jeden Fall ein ABER wirkt. Ein ABER nimmt etwas von der Fülle des Ganzen, es macht sich wichtig, weil es den Gegensatz betont, es stellt sich dar als etwas, was es besser kann und weiß. Und nun ? Nun kann ein jeder sehr selbstbewusst und sehr eigenbestimmt entscheiden, ob das Diktat des ABERgeistes herrscht und gelten soll oder auch nicht. Es gibt nämlich einen kleinen, noch kleineren, und doch wirksameren Kontrahenten für den ABERgeist. Und diese kleine Gegenspielerin ist dreibuchstabig und setzt gewaltig etwas gegen. Das kleine unscheinbare, verbindende, vernetzende Wörtchen UND. Das UND polarisiert nicht. Ein UND schafft Verbindung. Ein UND grenzt sich nicht ab, sondern schafft Verständnis und Gleichheit.

Ich wage die vorlaute Behauptung es würde sich viel verändern in unseren sozialen Bezügen, wenn wir damit beginnen, uns vom ABERgeist zu verabschieden und diesen tatsächlich dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst. UND dann sehr bewusst und sehr sorgfältig uns dem UND zuwenden und dieses UND liebevoll und wertschätzend einsetzen und verwenden in unserem Sprechen und Schreiben. UND? Mögen Sie dies einmal und dann immer wieder ausprobieren und umsetzen?